1. Hofkasten

Die „reichen Herzöge“ von Bayern-Landshutt

Mitte des 15. Jahrhunderts war Bayern noch in zwei Landesteile aufgespalten. Von den vier im Zuge der Landesteilungen von 1349 und 1392 entstandenen wittelsbachischen Teilherzogtümern hatten sich nur Bayern-Landshut (Niederbayern) und Bayern-München (Oberbayern) fest etablieren können. Die Linien Straubing-Holland waren 1425 und Bayern-Ingolstadt 1447 ausgestorben, weil es keine männlichen Erben gab. Der von der Landshuter Linie regierte bayerische Landesteil war dem Münchner Landesteil territorial und damit auch finanziell weit überlegen. Die Landshuter Herzöge hatten sich mit dem Straubinger Erbanteil, und der Sicherung fast der gesamten Ingolstädter Erbmasse eine solide Basis für eine selbstbewusste und machtvolle Politik im Reich geschaffen. Das niederbayerische Teilherzogtum überragte das der oberbayerischen Linie somit an Umfang und auch an Bedeutung bei weitem: zwei Drittel des bayerischen Herzogtums befanden sich um 1450 in der Hand der Landshuter Linie. Dieses niederbayerische Territorium erstreckte sich in einem annähernd geschlossenen Gebietskomplex mit den Gerichten Rattenberg, Kitzbühl und Kufstein vom Alpenrand bis zur Donau und im Westen bis Neuburg und Lauingen nach Oberschwaben hinein und überragte damit das lang gezogene und in zwei Gebietskomplexe separierte Herzogtum Bayern-München, das vom Alpenrand bis zum Böhmerwald reichte.

Die herrschaftliche und dynastische Kontinuität trug in Bayern-Landshut zur weiteren Stabilisierung der Herrschaft bei. Nur drei Herzöge, Heinrich, Ludwig IX. (1450-1479) und Georg (1479-1503), regierten von 1393 bis 1503, und die Herrschaft ging drei Generationen lang wohlgeordnet auf den jeweils einzig überlebenden Sohn über. Heinrich, Ludwig und Georg wurden bereits zu Lebzeiten mit dem Beinamen „die reichen“ bedacht – und das zu recht. Mit dem exorbitanten Staatsschatz des niederbayerischen Herzogtums zählte Bayern-Landshut zu den finanzstärksten Herzogtümern im Reich und stellte damit einen bedeutenden Machtfaktor dar. Dieser bestand aus  1 200 000 rheinischen Gulden Barvermögen, Kleinodien des Burghauser Schatzes im Wert von etwa 300 000 rheinischen Gulden, enormen Getreidevorräten, die eingelagert und in schlechten Erntejahren gewinnbringend verkauft wurden, und den jährlichen durchschnittlichen Nettoeinkünften von 64 580 rheinischen Gulden.

Irmgard Lackner

weiterführende Literatur:

Spitzlberger, Georg: Das Herzogtum Bayern-Landshut und seine Residenzstadt 1392-1503, Landshut 1993.

Stauber, Reinhard/Tausche, Gerhard/Loibl, Richard: Niederbayerns Reiche Herzöge (=Hefte zur Bayerischen Geschichte und Kultur 38), Augsburg 2009.