Prestige und Macht

Ein probates Mittel für die reichen Landshuter Herzöge, ihren Reichtum und die damit verbundene Macht zur Schau zu stellen, waren Hochzeiten und Begräbnisfeierlichkeiten. Die prunkvolle Hochzeit von Herzog Georg und Hedwig von Polen stand ganz in der Tradition des Landshuter Herzogshofes. Anlässlich der Vermählungsfeier Herzog Ludwigs mit der Sächsin Amalie im Jahr 1452 wurden alle Gäste und Feiernden aus dem einfachen Volk auf herzogliche Kosten in der Residenzstadt Landshut bewirtet. Während der Hochzeitsfeierlichkeiten blieben auf herzogliche Anweisung hin alle Läden geschlossen, und alle in der Stadt anwesenden Gäste und Angehörigen aus dem einfachen Volk wurden täglich mit je einer Maß roten oder weißen Weins morgens und abends und einem Laib Brot kostenlos bewirtet. Die Hochzeitsgäste fürstlichen Standes folgten den Einladungen und verliehen dem Fest, das mit Turnieren ausgeschmückt wurde, durch ihre Anwesenheit zusätzlichen Glanz. Etwa 9000 Pferde wurden täglich aus den herzoglichen Hafervorräten gefüttert, womit die weitaus weniger bekannte Hochzeit Ludwigs des Reichen der seines Sohnes Georg mit der polnischen Prinzessin Hedwig im Jahr 1475 an Aufwand und Kosten in nichts nachstand. Als Abschluss und Höhepunkt der Feierlichkeiten wurde in Landshut ein prachtvolles Turnier mit 70 teilnehmenden Pferden abgehalten, anlässlich dessen die fürstliche Pracht und der Reichtum mit kostbaren Rüstungen, Waffen und Stoffen zur Schau gestellt wurden.
Auch die Begräbnisfeierlichkeiten der reichen Landshuter Herzöge zeugen von einem erheblichen Aufwand und hohem repräsentativem Charakter. Alle vier Herzöge der Teillinie Bayern-Landshut fanden ihre letzte Ruhestätte in der Kirche des Landshuter Zisterzienserinnenklosters Seligenthal. das nach der Ermordung ihres Gatten Herzog Ludwigs I. in Kelheim von der Herzoginwitwe Ludmilla gegründet wurde und sich als wittelsbachische Grablege und Hauskloster etablierte, in der vom Jahr 1259 bis 1579 über vierzig Mitglieder des Hauses Wittelsbach ihre letzte Ruhestätte fanden, darunter auch alle vier Herzöge der Teillinie Bayern-Landshut. Heinrich XVI. wurde nach seinem Tod am 30. Juli 1450 im Erdgrab seines Vaters Friedrichs, des ersten Landshuter Teilherzogs, bestattet. wozu die vorhandene Sargtruhe aufgebrochen, Heinrichs Leichnam hineingelegt und zur Desinfektion mit Kalk und Erdreich bestreut wurde. Ihren Höhepunkt erreichten diese Begräbnisfeierlichkeiten mit der Begräbnisfeier, der Grebnuß, die nach Ablauf von dreißig Tagen von Ludwig dem Reichen, Heinrichs Sohn und Nachfolger, ausgerichtet wurde.Der kirchlichen Feier folgte eine weltliche in der Stadt Landshut, wo etwa 4000 Menschen verköstigt wurden. Nicht nur die bei Hof tafelnden Gäste wurden auf herzogliche Kosten bewirtet. Auch die Priesterschaft und Einwohnerschaft Landshuts wurde aus einer eigens zu diesem Zweck auf dem Markt eingerichteten Küche verköstigt. Für die arme Bevölkerung Landshuts und des Umlandes wurde separat im Heilig-Geist-Spital ein Mahl bereitet, zu welchem 18 Eimer Wein, insgesamt etwa 1231 Liter, ausgeschenkt wurden. In der sächsischen Weltchronik wurden 40 000 Gulden für diese Trauerfeier vermerkt, was insgesamt wohl etwas zu hoch veranschlagt war, aber trotzdem, den ungeheuren finanziellen Aufwand und Prunk verdeutlicht, den Ludwig der Reiche zum Gedächtnis seines verstorbenen Vaters betrieb. Die Hochzeit seines Sohnes mit der polnischen Königstochter Hedwig im Jahr 1475 ließ er sich rund 60 000 Gulden kosten – fast das gesamte jährliche Nettoeinkommen seines Herzogtums Bayern-Landshut.
Entsprechend des bei Ludwig im Vergleich zu seinem Vater Heinrich generell gesteigerten Prunks, wurde auch die Begräbnisfeier des am 18. Januar 1479 nach langer Krankheit –verschiedenen Herzogs Ludwig in einem wesentlich größeren und prunkvolleren Rahmen zelebriert.. Der Ablauf der eigentlichen Bestattungsfeierlichkeiten und die Bestattung im Seligenthaler Familiengrab beim Tode Heinrichs und Ludwigs unterschieden sich kaum. Es nahmen aber nicht nur deutlich mehr Menschen am Leichenzug und den Gedächtnisfeiern teil, es wurden auch mehr Messen im Herzogtum für das Seelenheil des Herzogs gelesen und bei der offiziellen Trauerfeier für den verstorbenen Ludwig waren doppelt so viele Trauergäste geladen. Im Rahmen der 1479 zelebrierten Grebnuß wurden nach der Liste des herzoglichen Futtermeisters Leonhard Panberger insgesamt 8925 Pferde in der herzoglichen Residenzstadt Landshut gefüttert. Eine enorme Zahl für eine Trauerfeier, besonders im Vergleich zu den ungefähr 9000 Pferden bei Ludwigs Hochzeit mit Amalie 1452 und den 9264 Rösser bei der Landshuter Hochzeit von 1475.
Irmgard Lackner
Weiterführende Literatur:
Biersack, Irmgard, Die Hofhaltung der „reichen Herzöge“ von Bayern-Landshut (=Regensburger Beiträge zur Regionalgeschichte 2), Regensburg 2006.
Lackner, Irmgard, Herzog Ludwig IX. der Reiche von Bayern-Landshut (1450-1479). Reichsfürstliche Politik gegenüber Kaiser und Reichsständen, Regensburg 2011 (Regensburger Beiträge zur Regionalgeschichte 11).
