4. Salzstadel

An der Tafel des Adels
Küchenmeisterrechnung Herzog Georgs des Reichen von 1491/92. Die Rechnung gibt detaillierte Auskünfte über den Luxus an der Tafel Herzog Georgs auf der Landshuter Burg. BayHStA Fürstensachen 1353

Der Landshuter Herzogshof sicherte sich besonders mit seinen äußerst prunkvollen Festen einen unbestreitbaren Platz in der Nachwelt. Die reichen Landshuter Herzöge Ludwig und Georg traten zu dieser Zeit nicht nur in Bayern, sondern auch im Reich als die Repräsentanten des Hauses Wittelsbach auf.

Zur Zeit der reichen Herzöge residierte der regierende Herzog in Landshut, während Burghausen zur Nebenresidenz avanciert war, wo die Herzogin und die Kinder lebten. Neueste Quellenforschungen lassen die großen Dimensionen des Landshuter Hofgesindes erahnen, das aufgrund der schlechten Überlieferungssituation und der unterschiedlichen Abrechnungsstellen am Hof für die Soldzahlungen nicht in genauen Zahlen fassbar ist. Über 200 Personen sind in den Diensten Ludwigs des Reichen an seiner Landshuter Residenz aus zwei unterschiedlichen Quellengattungen fassbar. 1460 wurden vom Hofkastner 61 Hofgesindeangehörige besoldet, durchschnittlich etwa 140 Personen vom Kammermeister in den Rechnungsjahren 1474/75 und 1477/78. Unter seinem Sohn Georg erhöhten sich diese Zahlen etwas.

Auch die Tafelgewohnheiten der Herzöge Ludwig und Georg sind als wahrhaft fürstlich und äußerst kostspielig und luxuriös zu bezeichnen. Vergleiche der Gesamtausgaben von 18 451 Pfund Pfennige für die Verpflegung im Rechnungsjahr 1491/92 unter Herzog Georg mit anderen deutschen Adelshöfen zeigen, dass der Landshuter Hof im Bezug auf den Tafelluxus andere hochrangige deutsche Fürstenhöfe hinsichtlich der aufgewandten Kosten sogar deutlich übertraf: der 3,5-fache Betrag der Summe, die in der Münchner Hofhaltungsordnung von 1464 alljährlich für den Bedarf des Hofes überantwortet werden sollte, nämlich 2800 Pfund Pfennige, wurde in Landshut 1491/92 ausgegeben. Ein Vergleich verdeutlicht die wahrhaft fürstliche Hofhaltung auf der Landshuter Burg: Bei Kurfürst Albrecht Achilles von Brandenburg sollten als Richtlinie 9318 Pfund Pfennige für Küche, Keller, Kammer und Marstall ausgegeben werden: Die Hälfte wie in Landshut!

Das Essen spiegelte im Mittelalter den sozialen Rang eines Menschen wieder. Neben mindestens drei Zwischenmahlzeiten gab es zwei Hauptmahlzeiten morgens und abends für die Oberschicht, die sich sehr in die Länge ziehen konnten. Die Sitzordnung an der Tafel und die Menge und Qualität der servierten Speisen ordneten den Rang eines jeden Fests ein. Dies veranschaulicht eindrucksvoll die von Herzog Georg im Jahr 1491 erlassene Hofordnung für das Hofgesinde auf der Landshuter Burg, in der dies genau festgelegt wurde.

Diese Hofordnung sollte auch für eine Reduzierung der enormen Kosten für die Hofhaltung sorgen und die Bediensteten zur Sparsamkeit anregen. So waren Gewürze, die kostspielig importiert werden mussten, den reichen Haushalten vorbehalten. Nur der Oberkoch am Hofe Georgs des Reichen hatte einen Schlüssel für die Gewürztruhe und er überwachte auch die Verwendung dieser Luxusgüter, wie in der herzoglichen Hofordnung von 1491 nachzulesen ist. Dadurch sollte eine sparsame Verwendung der luxuriösen Gewürze sichergestellt werden. Teure Gewürze verliehen dem Essen besonderen Luxus, wie auch die Verwendung von Farbe und Gold zum Verzieren der Speisen. Bei der Landshuter Hochzeit wurden allein 207 Pfund Safran verzehrt, eins der damals teuersten Gewürze überhaupt!

Irmgard Lackner

Weiterführende Literatur:

Biersack, Irmgard, Die Hofhaltung der „reichen Herzöge“ von Bayern-Landshut (=Regensburger Beiträge zur Regionalgeschichte 2), Regensburg 2006.