Stiftungen für das Seelenheil

© Bayerische Schlösserverwaltung Rainer Herrmann/Ulrich Pfeuffer, München
Die „reichen Herzöge“ waren – gemäß dem Geist der Zeit – als Stifter geistlicher und wohltätiger Einrichtungen aktiv. Im Jahr 1460 gründete Herzog Ludwig der Reiche in der Landshuter Freyung das Heilig-Kreuz-Kloster der Franziskanerinnen. Darin fanden Frauen, die bisher in Privathäusern gelebt und dort zusammen Ihre Gebetsandachten abgehalten hatten, einen neuen Raum mit klösterlichen Regeln. Das Kloster wurde 1802 säkularisiert. Die barocken Klostergebäude und die profanierte Kirche gehören heute zum Komplex des Hans-Carossa-Gymnasiums.
Nicht nur Klöster, auch Spitäler waren ein enorm wichtiger Baustein im sozialen Netz des Spätmittelalters. Sie waren die erste und vielfach einzige Anlaufstelle für Kranke und ältere Menschen, aber auch für Reisende und Pilger. In Aichach, Braunau, Reichenhall, Dingolfing, Schrobenhausen und Erding traten die reichen Herzöge als Förderer von Spitalkirchenbauten oder der Gründung von Heiliggeistspitälern in Erscheinung.
Für viele Kranke waren Leprosen- und Siechenhäuser die letzte Station. Herzog Georg und Herzogin Hedwig unterstützten etwa den Bau der 1477 errichteten Leprosenkirche Heiligkreuz in Burghausen mit finanziellen Mitteln. In Landshut gründete der niederländische Kaufmann Walther vom Feld das Rochus-Blatternhaus in der Nähe der Heilig-Geist-Kirche. Walther vom Feld stand in Diensten des Landshuter Herzogshofes und hatte auch Einkäufe für das prunkvolle Landshuter Hochzeitsfest 1475 getätigt.
Viele reiche Landshuter Bürger, aber auch Mitglieder des Hofgesindes der „reichen Herzöge“ betätigten sich als karitative Stifter. Christoph Dorner, Kanzler Herzog Ludwigs, richtete ein Jahr nach der Landshuter Hochzeit eine Stiftung für acht Arme ein. Sie wurden daraus wöchentlich mit einem Laib Brot und zwei Pfund Fleisch versorgt. Ohne Eigennutz war diese Stiftung natürlich nicht: nach seinem Tod sollten die Armen täglich am Grab von Kanzler Dorner für sein Seelenheil beten und die Messe in der Heilig-Geist-Kirche besuchen.
Eine ganz besondere Stiftung, die in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Landshuter Hochzeitsfest steht, tätigte möglicherweise die Braut Hedwig selbst. Im Oberhausmuseum Passau wird eine Votivkrone aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts verwahrt, die zur Ausstattung der Burghausener Burgkapelle gehörte. Sie enthält auch Schmuckbestandteile aus dem 15. Jahrhundert, wie neueste Untersuchungen belegen. Dem Mythos nach stiftete Herzogin Hedwig ihren Brautschmuck für die Anfertigung einer Votivkrone für eine Madonnenfigur in der Burghausener Burgkapelle.
Irmgard Lackner
Literaturhinweise:
Spitzlberger, Georg: Das Herzogtum Bayern-Landshut und seine Residenzstadt 1392-1503, Landshut 1993.
Stauber, Reinhard/Tausche, Gerhard/Loibl, Richard: Niederbayerns Reiche Herzöge (=Hefte zur Bayerischen Geschichte und Kultur 38), Augsburg 2009.
https://www.idowa.de/inhalt.landshuter-hochzeit-das-raetsel-um-die-brautkrone.1c43be71-6628-4389-ae07-6525e6e77e4d.html (Landshuter Zeitung Mitglied der Mediengruppe Attenkofer)
