7. Zollhaus

Das Ende der Linie Bayern-Landshut
Das Testament Herzog Georgs des Reichen. BayHStA Neuburger Copialbücher 45, fol. 1

Nach der glanzvollen Landshuter Hochzeit im Jahr 1475 residierte das frisch vermählte Paar Hedwig und Georg gemeinsam auf der Burg in Burghausen. Dort lagerte das Vermögen der Herzöge im Silberturm, dort befand sich das Gefängnis und auch der traditionelle Familiensitz der Ehefrauen und Kinder. Drei Jahre nach der Hochzeit, im Jahr 1478, kam das erste Kind zur Welt: die Tochter Elisabeth.

Als Herzog Ludwig der Reiche am 18. Januar 1479 verstarb, übersiedelte Herzog Georg mit 24 Jahren als neuer Regent des niederbayerischen Herzogtums an die Regierungs- und Verwaltungszentrale auf der Landshuter Burg. Er richtete seinem Vater eine große fürstliche Begräbnisfeier aus, die der Hochzeit an Teilnehmern nicht nachstand.

1480 kam dann die zweite Tochter des Paares zur Welt. Margarethe trat mit 14 Jahren im Jahr 1494 in das Benediktinerinnenkloster Altenhohenau ein und begann damit ihre geistliche Laufbahn. Nach damaligen Maßstäben war der Ehe von Georg und Hedwig somit kein Glück beschieden, denn sie konnten keinen Sohn bekommen, der für die Erbfolge und den Erhalt der Dynastie alles entscheidend war. Aus Ihrer Ehe gingen nur die Töchter Elisabeth und Margarethe hervor. Mutmaßungen über bereits im Kindesalter verstorbene Söhne sind nach wissenschaftlicher Überprüfung nicht haltbar.

Nach den wittelsbachischen Hausverträgen konnte jedoch nur ein Sohn das niederbayerische Erbe antreten. Beim Aussterben der Linie Bayern-Landshut im Mannesstamm sollte das niederbayerische Erbe an die Herzöge von Bayern-München fallen. Herzog Georgs Versuch, seinen Schwiegersohn Rupprecht von der Pfalz und seine Tochter Elisabeth testamentarisch als Erben einzusetzen, scheiterte am Widerstand von Herzog Albrecht IV. von Oberbayern und König Maximilian I. von Habsburg. Herzogin Hedwig verstarb im Jahr 1502 in Burghausen und fand im nahe gelegenen Kloster Raitenhaslach ihre letzte Ruhestätte. Bereits ein Jahr später verstarb auch Herzog Georg an einem Leberleiden im Ingolstädter Schloss. 1503 entbrannte ein erbitterter Krieg zwischen den beiden wittelsbachischen Parteien, denn sowohl Pfalzgraf Ruprecht als auch Herzog Albrecht IV. von Oberbayern pochten auf ihr Recht. Dieser “Landshuter Erbfolgekrieg” wurde erbittert geführt und verwüstete ganze Landstriche.  Er endete schließlich mit einer niederbayerisch-pfälzischen Niederlage und dem „Kölner Schiedsspruch“ 1505: Georgs Enkel Ottheinrich und Philipp erhielten die Junge Pfalz als kleinen Erbteil, ein zersplittertes Gebiet im Bereich der oberen Donau über Franken bis zur nördlichen Oberpfalz. Das restliche niederbayerische Gebiet – der Hauptteil von Herzog Georgs Erbe – fiel an die oberbayerische Linie mit einigen Gebietsabtretungen an Habsburg und die Reichsstadt Nürnberg. Herzog Albrecht IV. konnte damit fast das gesamte bayerische Gebiet unter sich vereinen. Die Epoche der bayerischen Landesteilungen im Haus Wittelsbach und auch die Linie Bayern-Landshut fanden damit ihr Ende.

Irmgard Lackner, Markus Schmalzl

Weiterführende Literatur:

Rudolf Ebneth/Peter Schmid: Der Landshuter Erbfolgekrieg. An der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit, Regensburg 2004.

Stauber, Reinhard/Tausche, Gerhard/Loibl, Richard: Niederbayerns Reiche Herzöge (=Hefte zur Bayerischen Geschichte und Kultur 38), Augsburg 2009.